Während Petra Richard und Manfred Rausch unsere Truppe begrüßen, tippeln einige meiner Mitwanderer von einem Fuß auf den anderen. Es ist kalt und vom angekündigten Sonnenschein ist bisher nichts zu sehen – höchste Zeit also, dass wir unsere Wanderung starten und in Bewegung kommen. Kurz darauf setzt sich unsere Gruppe in Bewegung und folgt den beiden Guides zunächst durch die Straßen von Treis-Karden und schließlich durch den Weinberg Richtung Wald. Der Nebel hängt tief und hüllt die Mosel, den kleinen Ort, die Weinreben und alles andere in einen weißen Schleier. Obwohl ich grundsätzlich ein großer Fan von Sonnenschein bin, hat auch dieser Anblick durchaus seinen Reiz. Wenn es nur nicht so kalt wäre…
Im Gänsemarsch schlängelt sich unsere farbenfrohe Truppe durch den Wald hinauf auf den Martberg. Durch die Bewegung wird mir langsam angenehm warm, um mich herum riecht es nach Herbst und ich bin gespannt, wo uns Petra Richard und Manfred Rausch hinführen werden.
Als wir die Bäume schließlich hinter uns lassen, scheint der Nebel sogar noch dichter geworden zu sein und ich komme mir ein bisschen vor wie in einem Fantasyfilm. Um uns herum herrscht eine ganz merkwürdige Stille, Bäume sind teilweise nur schemenhaft zu erkennen und nach einer Weile taucht vor uns die Tempelanlage Martberg auf.
Auf dem höchsten Punkt des Martbergs befand sich ein gallorömischer Tempelbezirk, der seit 1994 im Rahmen des Schwerpunktprogrammes Romanisierung der Deutschen Forschungsgemeinschaft freigelegt wird. Grabungen fanden hier schon zum Ende des 19. Jh. statt, ohne jedoch die Komplexität der Anlage zu erkennen. Mittlerweile ist der Tempelbezirk vollständig freigelegt und dokumentiert.
Der Tempelbezirk ist nicht nur freigelegt, sondern teilweise auch originalgetreu rekonstruiert worden. Hierher kamen Kelten und Römer, um ihren Göttern Opfer zu bringen und heute können 20 Blogger dank einiger archäologisch interessierter und engagierter Moselaner einen Blick in längst vergangene Zeiten werfen. Manfred Rausch erzählt uns von den ersten Grabungen und zeigt stolz einige Opfermünzen aus seiner privaten Sammlung. Anschließend dürfen wir den Haupttempel betreten, was ursprünglich nur den Priestern gestattet war. Wir staunen nicht schlecht, denn die Wände des von außen sehr schlichten Baus sind mit farbigen Malereien verziert.
Als wir den Tempelbezirk verlassen und den Weg nach Pommern einschlagen, durchbrechen die ersten Sonnenstrahlen den Nebel. Vielleicht wird das ja doch noch was mit dem sonnigen Wanderwetter. Zunächst geht es wieder ein Stück durch den Wald, doch bald stehen wir in moseltypischen Weinbergen und können unser Zwischenziel Pommern sehen.
Petra Richard führt uns zum Weingut Leo Fuchs, wo wir es uns gemütlich machen und römisches Fingerfood – Pumpernickel mit Ziegenkäse und Aprikosenquark, Balsamico-Linsen mit Datteln im Speckmantel, Graupengemüse mit Pöckel-Räucherbauch – sowie eine köstliche Linsensuppe im Brotlaib von Onkel Otto genießen, bevor wir einige der preisgekrönten Weißweine aus dem Hause Fuchs testen.
Eines der ältesten und traditionsreichsten Weingüter an der Mosel. Bietet Raum für Tradition und Moderne. Verbindet bewährte Weinbaumethoden mit innovativer Technik. Mit viel Sachverstand und großer Leidenschaft für qualitätsorientierten Weinbau und Weißwein, den schon die Römer an der Mosel kultivierten.
Mittlerweile hat sich auch die Sonne gegen den Nebel durchsetzen können und wird uns auf den letzten vier Kilometern unserer heutigen Wanderung begleiten. Von Pommern geht es erneut durch die Weinberge Richtung Wald. Auf dem ersten Stück lassen wir es eher gemütlich angehen, genießen die Sonnenstrahlen und nutzen das herrliche Wetter für Fotos. Immerhin sind unsere Körper jetzt auch erstmal damit beschäftigt, das leckere Essen von Onkel Otto und Bruno Fuchs’ Weine zu verdauen. Doch unser heutiges Ziel Kail liegt nicht an sondern oberhalb der Mosel und das bedeutet, dass wir einen Anstieg vor uns haben.
Durch ein wunderschönes Waldstück marschieren wir vorbei an plätschernen Bächen und arbeiten uns Stück für Stück hinauf nach Kail. Kalt ist jetzt sicher niemandem mehr. Etwas aus der Puste komme ich mit den ersten unserer Truppe am Zielort an und nehme erstmal einen großen Schluck aus meiner Wasserflasche.
Jetzt sind es nur noch wenige Meter zur Brennerei Vallendar, wo eine Whiskeyprobe – die doch eher eine Brandprobe ist – mit Schokolade auf uns wartet. Mir sagt dieser Programmpunkt aus unterschiedlichen Gründen nicht zu, überzeugen kann mich aber die Schokolade. Und letztendlich ist ja alles Geschmackssache, ob es sich nun um Spirituosen, Schokolade oder Mitmenschen handelt…
Den Abend lassen wir bei Zwiebelkuchen und einem Glas Federweißer in der gemütlichen Weinstube Schneider in Cochem ausklingen, bevor wir mit den unterschiedlichsten Eindrücken im Kopf und angenehm ermattet in unsere Hotelbetten fallen.
Links
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Wenn ihr mehr über die keltisch-römische Tempelanlage auf dem Martberg erfahren möchtet, dann seid ihr hier richtig.
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Ihr möchtet einige der besten Weißweine der Region Sonnige Untermosel probieren? Dann schaut doch mal beim Weingut Leo Fuchs vorbei.
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Absolut empfehlen kann ich euch Onkel Otto. Das römische Fingerfood und die Linsensuppe im Brotlaib waren einfach lecker!
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Die Edelbrandprobe hat in der Brennerei Vallendar stattgefunden. Wer auf Schokolade steht, sollte einmal bei der Schell-Schokoladenmanufaktur vorbei schauen (auch wenn das jetzt eine ganz andere Region in Deutschland ist)
Vielen Dank an die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH für die Einladung zum Bloggerwandern 2018 an der “Sonnigen Untermosel”. Meine Meinung ist wie immer meine eigene und wird durch die Einladung nicht beeinflusst.