Kaum habe ich mich in den weichen Sitz des Thalys fallen lassen und ein paar erste Worte mit meinen Mitreisenden gewechselt, kommen wir auch schon an unserem Ziel an. Lüttich ist tatsächlich nur einen Katzensprung von Aachen entfernt; 20 Minuten braucht der Thalys für die Strecke. Da wir in der ersten Klasse reisen, ist ein Frühstück inklusive. Meine Mitreisenden sind bereits in Köln eingestiegen und haben etwa eine Stunde Zeit, ihr Frühstück zu genießen. Ich trinke nur schnell einen Tee. Dann heißt es auch schon “Raus aus dem Zug!”. Während der Thalys wieder losfährt und seine Reise über Brüssel nach Paris fortsetzt, bestaunen wir erst einmal den Lütticher Bahnhof. Einige meiner Mitreisenden und ich kennen die Stadt und ihren Bahnhof zwar schon, doch begeistern können wir uns trotzdem immer wieder für diese außergewöhnliche Architektur.
Bis zum Mittagessen haben wir noch ein wenig Zeit, die wir für einen Bummel durch die wallonische Stadt nutzen. Wir kommen auch – natürlich rein zufällig – bei der schnuckligen Bäckerei mit dem lustig-klingenden Namen Une Gaufrette Saperlipopette vorbei. Beim letzten Lüttich-Besuch hatten wir uns hier mit einer Waffel für den Aufstieg der Treppen Montagne de Bueren gestärkt. Heute dürfen wir ein fluffiges Teigbällchen mit Hagelzucker probieren. Am Nachmittag werden wir noch einmal hierher zurückkommen, um noch mehr Leckereien zu naschen.
Wir streifen noch ein wenig durch Lüttichs verwinkelte Gassen, werfen einen Blick in den Kreuzgang eines ehemaligen Klosters, hinter dessen Mauern sich heute das Museum des wallonischen Lebens befindet, und gönnen uns einen belgischen Milchkaffee. Der wird übrigens so richtig zelebriert, denn zunächst stehen nur große Tassen mit einer Pfütze Kaffe darin auf dem Tisch. Die heiße Milch wird in einem Topf zu uns gebracht und auf die Tassen verteilt. In dieser Art wird auch die heiße Schokolade zubereitet: Ein Schokoklotz, in dem ein Holzlöffel steckt, wird in die Tasse gestellt und ebenfalls mit heißer Milch aufgegossen.
Zum Mittagessen spazieren wir zu einem stylishen Burgerladen mitten in der Stadt: Huggy’s Bar. Neben variantenreichen Burgern – Rind, Fisch, Geflügel, vegetarisch, vegan, einfach oder ausgefallen – gibt es hier auch Craft Biere mit Frauennamen. Wir lassen uns verschiedene Vorspeisen auf den großen Holztisch stellen und verdrücken anschließend jeder einen der leckeren Burger. Von den Fritten sind wir allerdings enttäuscht – das geht in Belgien deutlich besser. Jetzt fehlt noch der Nachtisch. Den gönnen wir uns direkt ums Eck bei Benoit Nihant. Hier erfahren wir einiges über die Haute Couture Schokolade, z. B. dass direkt die frisch-gepflückten Kakaobohnen gekauft und komplett selbst verarbeitet werden. So entfällt der komplette Zwischenhandel und das Geld kommt direkt bei den Kakaobauern an. Probieren dürfen wir natürlich auch.
Über die Lütticher Oper und die Kirche Saint Martin führt uns unser Weg wieder zu Une Gaufrette Saperlipopette. Wir sind mit der Gründerin verabredet, die uns berichtet, dass sie und ihr Mann mit dem kleinen Laden, in dem wir gerade stehen, angefangen haben. Dann kam irgendwann der zweite Laden schräg gegenüber hinzu. Dort werden heute Brote verkauft, während sich die süßen Sünden im kleinen Laden stapeln. Während sie so erzählt, reicht sie uns immer wieder kleine Leckereien zum Probieren. Auf der anderen Straßenseite befindet sich auch die Bäckerei, in der all die tollen Produkte entstehen. Seit kurzem auch Hörnchen für das ebenfalls selbst gemachte Eis und Sorbet – das Herzensprojekt des Sohns des Hauses. Er erwartet uns bereits und auch hier nehmen wir Kostproben natürlich gerne entgegen. Im Sorbet steckt kein Schnickschnack, nur Früchte und Zucker. Und das schmeckt man!
Jetzt wird es aber höchste Zeit, die Kalorien auch wieder loszuwerden. Die Treppen Montagne de Bueren sind nicht weit und wollen auch heute mal wieder erklommen werden. Die Aussicht von dort oben entschädigt wie immer und noch ein bisschen schöner ist sie vom Monument au 14ème Régiment de Ligne, das noch ein paar Treppenstufen höher liegt. Bevor wir uns zu unserem letzten gemeinsamen Ziel für heute aufmachen, werfen wir noch einen Blick in die süßen Impasse.
Bevor es für mich wieder nach Aachen zurück geht – alle anderen bleiben einen zweiten Tag in Lüttich – begleite ich den Rest der Truppe noch auf einen Drink ins Brutàl. Die Bar im Barock-Stil haut uns völlig aus den Socken – so ein cooler Laden. Hier nehmen wir doch gerne unseren Apéro – einen Drink in geselliger Runde vor dem Abendessen – ein. Leider muss ich mich recht bald verabschieden, doch der Tag war rundum gelungen und ich bin froh, dass ich dabei sein konnte.
Die Links zu den Locations:
Hier die Berichte meiner Mitreisenden:
Vielen Dank an den Belgien-Tourismus Wallonie und Thalys für die Einladung nach Lüttich. Mein besonderer Dank gilt Barbara Buchholz und Christian Hildebrand für den schönen Tag in Lüttich. Meine Meinung ist wie immer meine eigene und wurde durch die Einladung nicht beeinflusst.