Wie immer, wenn ich durch das Drehkreuz diesen magischen Ort betrete und mein erster Blick auf das Dampfkarussel in Alt-Berlin fällt, fangen meine Augen genauso an zu leuchten wie in längst vergangenen Kindertagen. Das Phantasialand hat für mich in den letzten Jahrzehnten kein bisschen an Reiz verloren. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass ich heute alles noch intensiver wahrnehme, statt einfach nur begeistert von einer Attraktion zur nächsten zu rennen. Schon allein über die Berliner Straße zu schlendern, die fröhliche Musik im Ohr zu haben und immer wieder neue Details an den Fassaden zu entdecken, zaubert mir ein breites Grinsen ins Gesicht. Bei meinem diesjährigen Besuch wird dem Ganzen noch eine ordentliche Schippe oben drauf gelegt, denn ich bin zum ersten Mal zum Wintertraum hier und tauche dabei voll und ganz in die Vorweihnachtszeit ein.
Am Ende der Berliner Straße besteht die Gefahr, eine Genickstarre zu bekommen, denn direkt hinter dem Wellenflug ragt ein riesiger, reichgeschmückter Weihnachtsbaum in den Himmel. An den grünen Riesen reihen sich kleinere, teilweise weiß bepuderte Artgenossen. Sie wechseln sich mit kleinen Büdchen ab, die Glühwein, Flammkuchen, Kaiserschmarrn und weitere Leckereien verkaufen. Als ich um die Ecke luge, bin ich ein bisschen enttäuscht, denn die Eisfläche, auf der ich eigentlich ein paar Runden drehen wollte, ist klitschnass. Es ist einfach viel zu warm für Dezember. Also verwerfe ich den Plan, mir ein paar blaue Plastikschlittschuhe zu leihen. Das ist aber halb so schlimm, denn es gibt ja noch so viel mehr zu entdecken.
In Wuzetown zieht ein grimmig drein blickender Schneemann meine Aufmerksamkeit auf sich. Im Gegensatz zu seinen sonst ausnahmslos lächelnden Kameraden scheint er kein großer Fan der Weihnachtszeit zu sein. Es ist genau diese Liebe zum Detail, die das Phantasialand für mich so besonders macht. Zur Perfektion getrieben worden ist diese Detailliebe im Maus au Chocolat. Schon der Wartebereich inklusive Geräuschkulisse lässt mich aufgeregt auf und ab tänzeln. Gleich werde ich durch die Gänge der Bäckerei fahren und den 3D-Mäusen mit Hilfe eines Sahnespritzbeutels den Garaus machen. Meine Jagd läuft heute richtig gut und ich sammel zum ersten Mal mehr Punkte als mein treffsicherer Freund.
Maus au Chocolat ist zwar mein absoluter Favorit, doch Achterbahnen habe ich schon immer geliebt und das hat sich bis heute nicht geändert. Zur Einstimmung fahren wir traditionell mit der Coloradobahn; meiner Meinung nach genau richtig, um sich einzugrooven. Die Indoorachterbahn Temple of the Night Hawk hat mich als Kind total begeistert, mittlerweile finde ich sie nur noch langweilig und quieke nicht einmal. In den beiden Winja-Achterbahnen hingegen schreie ich ganz Wuzetown zusammen. In einer der ruckartigen Kurven wird aus meinem “juchu” dann allerdings ein “autsch”, als mein Kopf so zur Seite gerissen wird, dass es knack macht und ich anschließend Rücken habe. Die Black Mamba fällt für mich dann leider flach.
Der Freizeitpark hat sich seit meiner Kindheit stetig verändert und weiterentwickelt. Vieles, was mich damals so begeistert hat, gibt es schon gar nicht mehr. Auch die 30 Jahre alte Silbermine ist jetzt dem Erdboden gleich gemacht worden. An ihrer Stelle entsteht die neue Themenwelt Klugheim und was wir sehen, als wir die Klappe zu einem der Gucklöcher in der Bretterwand öffnen, gefällt uns. Vor uns erstrecken sich die Gleise einer neuen Rekordachterbahn. So schade es auch ist, wenn eine Kindheitserinnerung Neuem weichen muss – es bleibt spannend!
Der schönste Teil des Tages beginnt mit der Dunkelheit. Jetzt wird ganz Phantasien von vielen, vielen weißen, gelben und bunten Lichtlein beleuchtet. Vor allem Chinatown erstrahlt in einem ganz mystischen Glanz. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus, es ist einfach nur wunderschön. Auch in der Abschlussshow, die auf der Eisfläche in Alt-Berlin stattfindet, spielen Lichter eine ganz besondere Rolle. Wer auf Weihnachtskitsch steht, wird The Magic Rose – Spirit of Light lieben. Als schließlich die Lichter auf der Eisfläche ausgehen und sich die Darsteller Richtung Berliner Straße drehen, beginnt das Finale. Glücklich und mit ganz vielen Weihnachtsgefühlen erfüllt, schaue ich zu, wie das Feuerwerk die mir so vertraute Kulisse erleuchtet. Ein gelungener Abschluss eines phantastischen Tages.
Tipps & Infos:
- Der Wintertraum findet jährlich statt und läuft in dieser Saison noch bis zum 17.01.2016.
- Bis zum 23.12.2015 gibt es auch spezielle Abendtickets für 14,00 €. Sie gelten montags bis freitags ab 16:00 Uhr (der Park ist bis 20:00 Uhr geöffnet).
- Über das Internet kostet die Tageskarte 39,50 €.
- Im Park sind genügend Schließfächer vorhanden, um zwischendrin auch mal die Tasche wegzuschließen. Ihr braucht zwei Geldstücke: 1 € und 2 €. Das Schließfach kann beliebig oft geöffnet und geschlossen werden.
- Wenn ihr bei der Abschlussshow an der Eisfläche gute Sicht haben wollt, seid am besten ca. eine halbe Stunde vor Showbeginn am Kaiserplatz. Es wird voll!
- Auch die Monitore, die die Wartezeit anzeigen, scheinen derzeit etwas weihnachtsverwirrt zu sein. Meistens zeigten sie etwas falsches an (in beide Richtungen).
- Wenn ihr auch einmal phantastisch schlafen wollt, kann ich euch das Hotel Matamba empfehlen.
https://www.youtube.com/watch?v=V7b6dXCbE8g