Als das Auto endlich am Bahnhof in Herculaneum hält, springe ich so schnell wie möglich ins Freie und setze mich erst einmal auf den Bürgersteig. Während sich mein Freund – etwas verdutzt über meine spontane Flucht – zu mir gesellt, atme ich dankbar die frische Luft ein. “Oh, du siehst ein bisschen fertig aus!” Ja, das kann ich mir vorstellen, mir ist auch speiübel. Schuld daran ist der Busfahrer, der auf dem Rückweg vom Vesuv nach Herculaneum plötzlich keinen Platz mehr für uns hatte. Stattdessen mussten wir mit einem anderen Pärchen in einem Auto die Serpentinen hinunterrasen. Zum Glück erholt sich mein Magen an der frischen Luft und ohne Geschaukel schnell wieder. Nach kurzer Zeit wird die Übelkeit sogar vom Hunger abgelöst.
Von Neapel über Herculaneum zum Vesuv
Am Morgen machen wir uns von unserem B&B auf zu Neapels Stazione Centrale und folgen dort den Schildern zur Circumvesuviana-Bahn, die uns nach Herculaneum bringt.
Die Regionalbahn Circumvesuviana Richtung Sorrent bringt euch für ca. 2 € in einer Viertelstunde bis zum Bahnhof Ercolano Scavi.
Der kleine Raum, in dem wir auf dem Bahnhofsvorplatz in Herculaneum die Tickets für die Busfahrt zum Vesuv kaufen können, ist schon gut gefüllt. Doch wir haben Glück und bekommen noch zwei Tickets für den nächsten Bus, der in etwa einer halben Stunde losfahren wird. Der Preis in Höhe von 10,00 € beinhaltet bereits den Eintritt für das Vulkangelände. Auch die Rückfahrt ist auf unseren Tickets bereits vermerkt, denn die Busse kutschieren die Besucher zum Parkplatz unterhalb des Kraters, warten dort 1,5 Stunden und nehmen ihre Fahrgäste dann wieder mit hinunter. So die Theorie. Dass die Regeln nicht immer eingehalten werden und sich schon mal andere Gäste vor der Rückfahrt in den Bus schummeln, müssen wir – wie bereits beschrieben – selbst erleben.
Auf der Hinfahrt klappt jedoch erst einmal alles ganz reibungslos und wir verfolgen von unseren Sitzen aus, wie sich der Bus den Vulkan hinauf windet. Die Kurven sind ähnlich eng und unübersichtlich wie auf Capri und auch hier wird kräftig gehupt, um den Gegenverkehr zu warnen. Auf gut 1.000 m Höhe (der Vesuv ist 1.277 Meter hoch) endet unsere Fahrt auf einem Parkplatz. Der Busfahrer richtet ein paar Worte auf Italienisch an uns und verlässt den Bus. Ein wenig verwirrt bleiben wir erst einmal alle sitzen und warten geduldig auf die Rückkehr unseres Fahrers, der uns dann schließlich die Eintrittskarten in die Hand drückt und auf seine Abfahrtzeit hinweist. Das Abenteuer Vesuvbesteigung kann beginnen.
Tanz auf dem Vulkan
Anfangs ist es noch warm. Und auf dem Weg zum Krater gibt es logischerweise keinen Schatten. Also erklimmen wir gemeinsam mit vielen anderen Schritt für Schritt den Vulkan. Über Schotter geht es gut 30 Minuten die Serpentinen hinauf. Immer wieder halten wir an, um unseren Durst zu stillen, aber auch um den Blick über das schroffe Umland, die kleinen Orte und das Meer bis nach Capri schweifen zu lassen. Als wir dann das erste Mal einen Blick in den Krater werfen können, bin ich etwas enttäuscht. “Der ist ja zu…” Irgendwie hatte ich erwartet, dass ich in einen riesigen rauchenden Schlund schauen würde. Ein paar Rauchfahnen können wir tatsächlich entdecken. Immerhin gilt der Vesuv nicht als erloschen, auch wenn er 1944 das letzte Mal ausgebrochen ist.
Irgendwann ist dann Schluss. Der Weg endet für uns an einer kleinen Hütte, in der Souvenirs und Wein verkauft werden. Ab hier kommt man leider nur noch mit einer Extratour weiter, die wir schon rein zeitlich nicht schaffen würden. Im Gegenteil, wir müssen uns so langsam wieder an den Abstieg machen. Ärgerlich, denn der vor uns liegende Pfad – einmal rings um den Krater herum – sieht viel spannender aus als der Schotterweg, dem wir bis hierher gefolgt sind. Es ist mittlerweile sehr zugezogen und mich fröstelt es ein wenig. Auch die tolle Sicht auf das Umland ist fast gänzlich verschwunden.
Lohnt sich der Besuch?
Wie es uns bzw. vielmehr mir auf der Rückfahrt ergangen ist, habe ich euch ja schon berichtet. Alles in allem hat mich der Ausflug auf den Vesuv nicht vom Hocker gehauen. Ich hatte mir alles irgendwie spannender vorgestellt. Seit vielen, vielen Jahren fasziniert mich die Geschichte von Herculaneum und Pompei; seitdem wollte ich so gerne einmal die Ruinen und den Vulkan erkunden. Und jetzt sitze ich mit flauem Magen und enttäuscht am Bahnhof von Ercolano. Mein Freund hat es in seiner Postkarte an Freunde ganz treffend formuliert: “Der Vesuv ist auch nur ein Berg mit Loch in der Mitte!”
Kleine Hinweise am Rande:
- Stattet euch unbedingt mit festem Schuhwerk, einer Kopfbedeckung, Sonnenbrille und ausreichend Getränken aus.
- Genauso solltet ihr euch aber auch eine Jacke oder einen Pulli mitnehmen. Oben auf dem Vulkan kann es schon mal ungemütlich werden.
- Eine Toilette konnte ich auf dem gesamten Ausflug nicht entdecken…
- Wenn euch im Auto schon mal schlecht wird, solltet ihr auf jeden Fall zusehen, dass ihr mit dem großen Bus zurück fahren könnt. Also lieber etwas früher wieder am Parkplatz aufschlagen.
- Schaut euch auch mal nach alternativen Touren um. Da gibt es sicherlich noch bessere. Vielleicht kommt ihr dann sogar auf den Pfad, der uns verschlossen geblieben ist.
Demnächst erzähle ich euch dann von unserer Tour durch die Ruinen von Pompei. Und soviel sei verraten: Die hat mich im Gegensatz zum Vesuv richtig begeistert!
:-D da kommt mir einiges bekannt vor. Mir ist damals bei der Busfahrt rauf und runter auch schlecht geworden. Wenn Du einen Vulkan suchst, der nicht nur ein Berg mit Loch ist, hättest du mal mit der Fähre nach Stromboli fahren sollen. Der ist recht aktiv und bricht alle 15 Minuten aus. Das ist eindrucksvoll und lohnenswert.
Danke für den Tipp. Ich werde mir ganz bestimmt auch mal einen Vulkan in Aktion ansehen. Das glaube ich gerne, dass das sehr eindrucksvoll ist. Beim nächsten Mal… :-)