Hätten wir Silvester in Aachen verbracht, wäre Neujahr wohl wieder sehr unspektakulär verlaufen. Wir hätten ausgeschlafen und uns nach einem ausgiebigen Frühstück aufs Sofa verzogen, wo wir den restlichen Tag in Jogginghose mit Fernsehen und Lesen verbracht hätten. Irgendwann hätten wir wahrscheinlich Sushi oder Curry bestellt. Doch schon zum Jahreswechsel 2013/2014 kam in mir der Wunsch auf, Silvester in einer europäischen Großstadt zu verbringen; möglichst bei Schnee und klirrender Kälte. Es dauerte nicht lang und das Ziel stand fest: Es sollte nach Prag gehen. Und da verlief unser Neujahrstag ganz anders als in Aachen.
Es geht doch nichts über einen gemütlichen Start
Unser Hotel hat die Frühstückszeit am Neujahrstag bis 11:00 Uhr verlängert, was wir gerne nutzen. Also beginnt der Tag erst einmal so, wie er auch in Aachen begonnen hätte. Gegen 10:00 Uhr machen wir uns auf den Weg nach unten in den Frühstücksraum, der noch nicht so gut gefüllt ist wie am Silvestermorgen. Viele Hotelgäste trudeln erst innerhalb der nächsten halben Stunde ein. Der schöne Unterschied zum Frühstück in Aachen ist, dass wir hier nichts selbst vorbereiten müssen sondern uns direkt am Buffet bedienen können. Neben Brötchen und Porridge warten unterschiedliche warme Gerichte und tschechisches Gebäck auf uns. Während wir schwarzen Tee und Kaffee genießen, greifen andere Hotelgäste bereits zum Becherovka.
Bewegung an der frischen Luft statt Neujahrsblues
Den erhofften Schnee erleben wir leider nur am ersten Abend unseres Pragbesuchs. Schon an Silvester verwandelt sich das wenige Weiß auf den Straßen in Matsch und Neujahr ist alles weggetaut. Dafür müssen wir aber auch nicht frieren und als wir uns am späten Vormittag auf den Weg in die Altstadt machen, können wir sogar einige blaue Flecken am Himmel erkennen. Noch können wir über einen recht leeren Wenzelsplatz bummeln, an dessen oberen Ende das prächtige Nationalmuseum thront.
Wir lassen uns einfach treiben. Mal biegen wir nach links in eine Seitenstraße ein, mal wandeln wir rechts herum durch eine der vielen Passagen. Dabei wandert mein Blick immer wieder nach oben, denn innerhalb der Altstadt sind Prags Straßen größtenteils von alten, erhabenen Gebäuden gesäumt. Für Architekturbegeisterte ist der Stadtkern sicherlich ein Eldorado. Für mich sind die prunkvollen Gebäude einfach nur wunderschön.
Mehr Sport als guter Vorsatz? Kann gleich in die Tat umgesetzt werden!
Herzstück der Prager Altstadt ist der von wunderschönen Häusern umrahmte Marktplatz. Dominiert wird er vom Turm des alten Rathauses, dessen Astronomische Uhr seit 1410 Auskunft über die Sterne gibt. Unterschiedliche Holzfiguren umrahmen die Kalenderscheiben der hübschen Uhr und zu jeder vollen Stunde erscheinen die zwölf Apostel. Statt auf dieses Schauspiel zu warten, reihen wir uns in die Menschenschlange am Fuße des Turms ein. Schließlich wollen wir gleich zu Neujahr sportlich aktiv werden und den knapp 70 Meter hohen Turm erklimmen.
Als wir den Turm endlich betreten können, erwartet uns die erste Überraschung: Hier werden lediglich die Tickets verkauft, den Aufstieg finden wir hier nicht. Wir schieben uns also wieder an der Menschenschlange, die mittlerweile um einiges länger geworden ist, vorbei und steuern auf ein rotes Gebäude zu. Hier soll sich im dritten Stock der Eingang zum Turm befinden. Kurz nachdem wir den zweiten Stock passiert haben, erreichen wir eine weitere Schlange, in die wir uns brav einreihen. Zum Glück geht es trotz der Menschenmenge recht fix und während auch diese Schlange länger und länger wird, stehen wir schon bald ganz vorne.
Als wir den Turmraum betreten, erwartet uns die zweite Überraschung: Hier gibt es gar keine Treppen. Nur einen Aufzug, der derzeit außer Betrieb ist, und eine Rampe, die sich an der Turmwand nach oben schlängelt. Diese Art der Turmbesteigung ist viel angenehmer als die gewöhnlichen steilen und ausgetretenen Treppen. Und schneller geht es auch. Nur ganz am Schluss stehen wir dann doch vor einer engen Wendeltreppe, die allerdings nur wenige Stufen hat und mich fix nach oben befördert. Hier fällt mir auch Überraschung Nummer drei auf: Der Verkehr auf eben dieser Wendeltreppe wird per Ampel geregelt. Das war mir unten gar nicht aufgefallen, so sehr war ich damit beschäftigt, der Horde hinterher zu rennen, um endlich den Ausblick genießen zu können. Und der ist wirklich grandios. Ich habe schon so einige Städte von oben betrachten können. Prag gehört eindeutig zu denen, die auch aus dieser Perspektive einfach wunderschön und nicht nur “ganz nett” sind.
Ein Bummel durch den ersten Nachmittag des Jahres
Nachdem wir doch recht lange mit Turmbesteigen und Aussichtgenießen beschäftigt waren, meldet sich mein Magen. Es wird Zeit für einen kleinen Snack. Wie praktisch, dass in Prag noch immer Weihnachtsstimmung herrscht – ich vermute, die endet erst am 06.01. – und auf dem Marktplatz noch die Buden des Weihnachtsmarktes stehen. Bereits in Deidesheim habe ich den leckeren Strietzel kosten dürfen und auch hier in Prag, wo er an fast jeder Ecke unter dem Namen Trdelník verkauft wird, kann ich nicht wiederstehen.
Gut gestärkt bummeln wir vom Marktplatz aus durch die Josefstadt, das ehemalige Jüdische Viertel von Prag. Uns zieht es an den Schaufenstern vieler bekannter Luxusmarken vorbei auf die andere Seite der Moldau. Auch hier geht es noch einmal steil bergauf, was erneut mit einem tollen Ausblick belohnt wird. Von der Letná-Ebene schweift mein Blick vor allem über die vielen Moldaubrücken, unter denen sich der bekannte Fluss hindurch schlängelt.
Mit der Dämmerung kommt auch die Kälte und so beschließen wir, in eines der vielen Cafés einzukehren und uns bei Kaffee und Tee aufzuwärmen, bevor wir gegen 18:00 Uhr eine der Brücken aufsuchen werden. Das Heißgetränk ist wirklich notwendig, denn wie ich in Prag des Öfteren feststellen muss, scheinen die Tschechen keine Fans von muckelig-warmen Räumlichkeiten zu sein.
Besser kann der erste Tag des Jahres nicht enden
Um kurz nach halb sechs zieht es uns wie am Silvesterabend auf eine der Brücken, denn am Neujahrstag veranstaltet die Stadt Prag ein Feuerwerk. Zum einen wollen die Tschechen wohl so noch einmal das neue Jahr begrüßen, zum anderen wollen sie aber auch den Tag ehren, an dem 1993 aus der Tschechoslowakei zwei Staaten geworden sind. Als um Punkt 18:00 die ersten Raketen in die Luft geschossen werden, wird es ganz ruhig um uns herum.
Anschließend treiben wir mit der Menschenmasse wieder zurück in die Altstadt, wo wir uns ein letztes böhmisches Essen inklusive tschechischem Bier gönnen. Schöner hätte der erste Tag des Jahres kaum enden können.
Wie habt ihr den ersten Tag in 2015 verbracht? Habt ihr auch neue Erfahrungen gemacht? Oder habt ihr es gemütlich angehen lassen?
Hats du in Prag auch eines der Schwarzlichttheater besucht? Neben den vielen Brücken, der Altstadt und dem Prager Schloss ist es das, an was ich bei meiner Prag-Reise zurückdenke. Es war einfach ein unglaublich tolles Erlebnis :-)
Nein, leider nicht. Aber das ist ein Grund mehr, wieder zu kommen. :-)
Genau, nach Prag im Winter sollte man auch noch Prag im Sommer kennenlernen! ;-) Es gibt sicher noch einige schöne Ecken und Cafés, die im Sommer locken. :-)
Mein Pragbesuch war im Oktober, aber nicht minder schön. Prag ist auch bei schlechtem Wetter eine gute Alternative. Ich hab ja großen Respekt für deinen Aufstieg, ich habe mir das ganze ja nur von unten angeschaut. Wobei, wir sind auf der anderen Moldauseite den Berg hochgewandert. Ich hoffe das zählt auch ;)
Silvester war super entspannt – vielleicht und gerade weil ich diese Auszeit auch mal brauchte, um jetzt frisch und motiviert ins neue Jahr zu starten!
Nagut, das lasse ich gelten! :-)
Man merkt, dass du wieder voll motiviert in das neue Jahr gestartet bist. Das sind ja unglaublich viele Berichte in letzter Zeit.
Liebe Grüße
Jessi