“Hallo, ich bin die Renate!” Punkt 9:00 Uhr treffen wir Renate Steinacher vor der Haustür und steigen in ihr Auto. Hinter uns im Kofferraum stapeln sich Schneeschuhe und Stöcke, gut bewacht von Renates Hündin Lotta. Schon wenige Minuten später halten wir noch einmal, um ein weiteres Pärchen einzusammeln. Schnell stellt sich mal wieder heraus, dass die Welt sehr klein ist, denn unsere Schneeschuhwandergruppe besteht heute ausschließlich aus Rheinländern (und Renate und Lotte). Da in diesem Jahr auch in Salzburg nicht wirklich Winterwetter herrscht, fahren wir Richtung deutsch-österreichische Grenze. Schon auf der Fahrt haben wir fünf richtig viel Spaß, die Chemie scheint zu stimmen. Außerdem haben wir alle – bis auf Renate natürlich – noch nie auf Schneeschuhen gestanden und sind entsprechend gespannt, was uns erwarten wird.
Der Blick aus dem Autofenster gefällt mir garnicht. Das einzige Weiß, das ich entdecken kann, liegt ganz weit oben auf den Bergen. Werden wir überhaupt genug Schnee für unseren Ausflug haben? Doch Renate macht uns Hoffnung, als sie von ihrer gestrigen Nachtwanderung schwärmt. Und tatsächlich: Als wir uns schließlich einen Berg nach oben schrauben, wird es immer weißer um uns herum. Spätestens als wir auf dem Parkplatz der Rossfeldmaut Nord aus dem Auto springen, ist jeder Zweifel verflogen. Endlich Schnee!
Renate zeigt uns, wie wir die Schneeschuhe anlegen müssen. Das ist gar nicht so schwer, denn man muss nur zwischen die Bindungen steigen – am besten mit mindestens knöchelhohen Wander- oder Winterschuhen – und alles gut festzurren. Anschließend verstellen wir noch die Länger der Stöcke und dann kanns losgehen. “Ihr könnt mit den Schneeschuhen ganz normal gehen. Nur einfach ein bisschen breitbeiniger, damit ihr euch nicht verheddert”, erklärt uns Renate und lässt Lotta von der Leine, die sofort losstürmt. Ich scheine nicht die einzige zu sein, die sich riesig über die weiße Pracht freut. Und dann stapfen wir los.
Ich bin erstaunt, wie leicht es ist, auf Schneeschuhen zu gehen. Irgendwie hatte ich es mir komplizierter vorgestellt. Schon nach wenigen Schritten muss ich mich nicht mehr darauf konzentrieren, dass ich mir nicht selbst auf die Füße trete und kann den Ausflug genießen. Herrlich, so leichtfüßig durch den verschneiten Wald zu stapfen und die klare Winterluft einzuatmen. Den anderen scheint es ähnlich zu gehen. Während Lotta immer wieder im Wald verschwindet und irgendwann wieder zwischen uns rumwuselt, entstehen zwischen uns fünfen die unterschiedlichsten Gespräche.
Die Gespräche verstummen, als wir vor unserer ersten Herausforderung stehen: Es geht bergauf. Dank der Schneeschuhe rutschen wir zwar nicht weg, aber die Steigung strengt uns alle an. So schnaufen wir eine Weile durch den Schnee und machen eine kurze Pause, als wir das erste steile Stück hinter uns lassen. Ich muss erst mal einen Schluck trinken und meine Handschuhe landen im Rucksack. Bergauf ist Schneeschuhwandern eine schweißtreibende Angelegenheit, deshalb sollte man sich möglichst im Zwiebellook kleiden, wenn man auf Tour geht.
Es geht weiter bergauf und zwar entlang einer Skipiste. Hier ist es so steil, dass wir unsere Füße parallel zum Berg setzen, um voran zu kommen. Während wir auch dieses Stück hinauf schnaufen, kurvt eine Gruppe Kinder auf Skiern an uns vorbei. Renate erklärt uns, dass in diesem Gebiet viele auf Skitour gehen. Bergauf haben sie dann ein Kunstfell unter den Brettern, um nicht wegzurutschen. Oben angekommen werden die Felle einfach abgezogen und dann gehts die Piste runter.
Oben angekommen erwartet uns noch eine letzte Herausforderung – ein besonders steiles aber kurzes Wegstück. “Am besten nehmt ihr die Stöcke nach hinten und stützt euch auf ihnen ab”, rät uns Renate. Das klappt tatsächlich und kurze Zeit später passieren wir die Grenze nach Deutschland. Jetzt geht es nur noch ein kleines Stück durch den Wald und schon haben wir unser Ziel erreicht: Das Gipfelkreuz des Zinkenkopfes.
Auf dem Rückweg läuft Renate mit uns ein Stück in den Tiefschnee. Da es bergab geht, werden wir richtig schnell. Schade, dass wir wieder auf den Weg müssen, ich wäre gerne noch eine ganze Weile so nach unten gesaust. Stattdessen passieren wir wieder die Grenze und kehren im Zinkenstüberl auf ein heißes Getränk ein.
Wieder am Parkplatz angekommen, sind wir alle ein wenig geschafft und um eine richtig tolle Erfahrung reicher. Diese Tour wird sicher nicht meine letzte Schneeschuhwanderung gewesen sein und das nächste Mal gehe ich gerne eine etwas längere Rundtour. Einziges Manko heute war die schlechte Sicht. Aber verschneite Wälder sehen auch bei Nebel schön aus.
Wenn ihr auch einmal mit Renate und Lotta auf Tour gehen wollt, dann schaut doch mal hier vorbei. Gemeinsam mit Christoph aus Deutschland bietet sie übrigens auch einmal im Jahr eine Alpenüberquerung an. Mehr Infos gibts hier. Renates Erzählungen hierzu haben mich richtig neugierig gemacht…