Schon beim Einfahren der S-Bahn in den Bahnhof Mülheim-Styrum kann ich ganz kurz einen Blick auf mein heutiges Ausflugsziel werfen. Kein Wunder, denn der ausgediente Wasserturm ist rund 50 Meter hoch. Auf den Straßen des Mülheimer Stadtteils ist es unglaublich ruhig. Nur ganz selten höre ich ein Auto oder begegne einem Menschen. Über Nacht hat es in NRW kräftig geschneit und auch jetzt tanzen die Flocken noch durch die kühle Winterluft. Da bisher kaum jemand seinem Winterdienst nachgekommen ist, stapfe ich gut gelaunt durch den frischen Schnee und lausche den typischen Geräuschen, die meine Winterstiefel dabei verursachen. Ich werfe kurz einen Blick auf den Zettel, auf dem ich mir den Weg vom Bahnhof zum Wasserturm notiert habe. Links, rechts, links und dann geradeaus bis zum Schlosspark.
Frühling vs. Winter
Der Blick in den Schlosspark entlockt mir sofort ein “Oh, wie schön!”. Zwar finde ich am anderen Ende des Weges ein recht kleines, aber auch unglaublich hübsches Schloss vor. Etwas weiter hinten ragt links der über 100 Jahre alte Wasserturm in den grauen Winterhimmel. Die Stille und der weiße Zauber ringsherum machen die Kulisse perfekt. Als ich mir meinen Weg durch den Schnee am Schloss vorbei Richtung Turm bahne, bleibe ich abrupt vor einem der Bäume stehen. An seinen Ästen, die über dem Weg hängen, stehen doch tatsächlich rosa Blüten in voller Pracht. Mit dem Schnee und Eis auf eben diesen Ästen sieht es fast so aus als würden Frühling und Winter miteinander kämpfen.
Mit dem Lift in den Wasserbehälter
Genauso ruhig wie draußen ist es auch im Foyer des Wasserturms. Die Dame am Empfang, die mich so herzlich begrüßt, ist wahrscheinlich froh, einen Gast zu sehen. Ich zücke meine neue RUHR.TOPCARD, die ich mit diesem Museumsbesuch einweihe, und erhalte im Gegenzug eine türkisfarbene Chipkarte sowie einen Wegweiser. Da der Rundweg ganz oben startet, wird mir anhand der Zeichnung im Wegweiser erläutert, wo ich vom ersten Lift in den zweiten Lift steigen kann. Mit einem Blick auf meine Kamera empfiehlt mir die nette Dame am Empfang noch, die Jacke erst einmal anzubehalten und auf dem Weg nach oben einen Zwischenstopp auf der Außentreppe einzulegen. “Von dort kann man viel besser Fotos machen als von ganz oben durch die Glasscheibe.”
Der erste Aufzug bringt mich außen am Turm entlang bis auf die Mitte des Gebäudes. Dort folge ich dem Rat der Museumsmitarbeiterin und betrete die Außentreppe. Leider ist es sehr diesig und der tolle Weitblick fällt heute aus. Also fahre ich wieder ins Foyer, um meine Jacke einzuschließen und starte dann meinen Museumsrundgang. Dieses Mal folge ich dem Übergang vom Lift zum Turm und betrete dort den zweiten Aufzug in Form einer gläsernen Röhre. Ich muss sofort an Atlantis denken.
Der Atlantis-Lift bringt mich noch ein paar Stockwerke höher bis in den ehemaligen Wasserbehälter des Turms. Als er noch in Betrieb war, wurden dort ganze 500.000 Liter Wasser gespeichert. Mein Wegweiser verrät mir, dass man von hier oben – vom Ruhrlandpanorama – unter anderem das Gasometer in Oberhausen sehen kann. Heute leider nicht. Dafür liegt unter mir ein schneebedeckter Schlosspark.
Jetzt kommt die ominöse türkisfarbene Chipkarte das erste Mal zum Einsatz. Neugierig schiebe ich sie in den Schlitz der ersten Computerstation. Auf dem Bildschirm kann ich nun auswählen, welchen Film ich mir zur Funktion eines Wasserturms anschauen möchte.
Punktesammelnd durch den Wasserturm
Eine Etage muss ich wieder mit dem Lift hinunter fahren, um in die Aquasphäre zu gelangen. Hier erwarten mich die unterschiedlichsten Geräusche, die Wasser hervorbringen kann. Anschließend geht es bis ins Erdgeschoss über Treppen von Etage zu Etage.
Im Labor schiebe ich meine Chipkarte wieder in eine der Computerstationen und versuche mich an den ersten Quizfragen. Zu meinem Leidwesen geht es um Chemie und da habe ich mal so gar keine Ahnung von. Also rate ich munter drauf los, meistens falsch. Ein paar Mal weiß ich dann aber doch etwas und beende das Quiz wenigstens mit ein paar Punkten. Besser läuft es beim Ruhrquiz und beim Ordnen der einzelnen Abschnitte einer Kläranlage.
Wenige Stockwerke weiter unten wartet ein Fahrrad auf mich. Mit diesem “Ruhrmobil” geht es von der Mündung bis zur Quelle der Ruhr. Zwischen den einzelnen Filmen, die sich mit Sehenswertem zum Thema Wasser im Ruhrgebiet beschäftigen, muss ich kräftig in die Pedale treten, um von A nach B zu gelangen. Die Bewegung tut gut, denn mittlerweile ist mir doch ein wenig kalt geworden.
Trinkwasser, Abwasser, virtuelles Wasser
Auf meinem Weg nach unten lerne ich noch, wie eine Talsperre funktioniert und sorge am Computermonitor für die richtige Steuerung der Wasserabgabe einer solchen. Die letzten drei Etagen bringen den Besuchern die Themen Trinkwasser, Abwasser sowie virtuelles Wasser näher. Virtuelles Wasser? Genau! Darunter versteht man die Menge an Wasser, die zur Herstellung eines Produktes gebraucht wird. An einem großen Monitor kann man sich so seinen persönlichen Wasserfußabdruck erstellen lassen. Ich möchte lieber nicht wissen, wie viel virtuelles Wasser ich verbrauche.
Bis zum Schluss begegne ich keinem anderen Besucher. Was zum einen schade ist, da sich ein Besuch des Aquarius Wassermuseums wirklich für jeden lohnt, der Spaß am spielerischen Lernen hat. Andererseits kann ich so in aller Ruhe alles ausprobieren und an jeder Station so viel Zeit verbringen, wie mir lieb ist. Im Foyer drucke ich mir dann noch meine Urkunde aus, die anhand der auf meiner Chipkarte gespeicherten Daten erstellt wird. Ich habe ganze 355 Punkte erreicht. Ob das viel oder wenig ist, bleibt ungewiss.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof ist Styrum viel lebendiger als vorhin. Kinder rutschen auf ihren Schlitten kleine Hügel hinunter oder bauen Schneemänner. Hin und wieder schleicht auch ein Auto über die noch immer nicht geräumten Straßen. Leider beginnt auch schon das Tauwetter. Morgen ist es mit der weißen Pracht sicherlich wieder vorbei.
Vielen Dank an den Ruhr Tourismus für die Bereitstellung der RUHR.TOPCARD. Meine Meinung ist und bleibt wie immer meine eigene.