Und zwar in Bochum. Janett hat es doch noch rechtzeitig geschafft, in den Zug zu hechten, der uns in den Pott bringen soll. Nach einer kurzen Verschnaufpause beginnen wir, unsere Planungen zu konkretisieren. Wir wollen das volle Pottprogramm: Kulinarik, Kultur und Kult! “Mehr als drei, vier Spielorte sollten wir uns allerdings nicht vornehmen”, rät Janett. Im Gegensatz zu ihr bin ich ein richtiger Extraschicht-Neuling und gespannt, was mich erwartet. Es ist gar nicht so einfach, aus dem vielfältigen Programm einen Bruchteil zu wählen, doch während wir in den Hauptbahnhof Bochum einfahren, haben wir unseren ganz persönlichen Extraschicht-Plan im Kopf.
Lost in Bochum?
Die Extraschicht beginnt zwar erst um 18:00, doch auch der Nachmittag lässt sich schon prima nutzen, um den Pott zu erkunden. Wir marschieren erst einmal zur Touristinfo, um uns mit einem Plan und Insiderwissen zu bewaffnen. “Wo finden wir hier denn die beste Currywurst?” Die Dame hinter dem Tresen ist sichtlich überfordert und befragt eine Kollegin. Beide haben schon unglaublich lang keine mehr gegessen… Nach einer Weile lotsen sie uns aber zum Bermudadreieck.
Statt uns für alle Ewigkeit zu verschlingen, spuckt uns das Bermudadreieck satt und zufrieden wieder aus. Gestärkt gehen wir von der Kulinarik zum Punkt Kultur über. Das Deutsche Bergbaumuseum steht schon eine ganze Weile auf meiner Wunschliste für den Pott und auch Janett war sofort Feuer und Flamme. Also verbringen wir wenigstens den Nachmittag im Trockenen. Denn als wir auf das Museum zusteuern, setzt der Regen ein und wird zu unserem lästigen Begleiter für die Extraschicht.
Stadionluft schnuppern
Als nächstes steht Kult auf dem Programm. Wir verlassen die Bahn am Stadion des VfL Bochum. Und mit uns viele weitere Extraschicht-Besucher. Also reihen wir uns erst brav in die Schlange ein, um auf das Gelände zu gelangen und anschließend in die nächste Schlange, um an der Tour durch das Innere des Stadions teilzunehmen. Doch wir lassen uns die gute Laune nicht verderben. Auch nicht vom Regen. Kichernd tanzen Janett und ich zur Musik, die irgendwo weiter vorne auf einer Bühne gespielt wird. Zumindest so gut es in der Enge der Menschenmasse möglich ist. Meinen Schirm habe ich aufgrund der ähnlich großen Masse an anderen Schirmen wieder zugemacht. Netterweise sorgt das Pärchen hinter uns mit seinem Riesenschirm dafür, dass auch wir im Trockenen stehen.
Nach dem Rundgang durch die heiligen Hallen werfen wir noch einen Blick auf den Rasen. Hier wird es nachher noch Musik geben. Uns zieht es allerdings weiter. Beim nächsten Spielort wollen wir Kulinarik, Kultur und Kult gleichzeitig erleben. Also geht es mit dem Shuttlebus zum Bahnhof und von dort zu Fuß zur Privatbrauerei Moritz Fiege, die seit 1878 in Bochum braut.
Auch Biertrinken will gelernt sein
“Trinken Sie mal ein Bier aus einem Rotweinglas, am besten aus einem Burgunderglas!” Mein Blick muss Bände gesprochen haben, denn Bierbotschafter Matthias Kliemt schiebt sofort die Erklärung hinterher. Um es kurz zu machen: Die größere Oberfläche der Flüssigkeit im Weinglas sorgt für einen einmaligen Biergenuss. Natürlich bietet Kliemt entsprechende Degustationskurse an. Mir schmeckt das Fiege-Bier auch aus dem Kunststoffbecher, aber ein bisschen Angeberwissen für den nächsten Kneipenbesuch kann ja nicht schaden.
Es nieselt noch immer. Also ab ins Trockene und damit ab zur nächsten Station. Die haben wir uns nicht wegen des dort angebotenen Programms ausgewählt, sondern wegen des Ortes selbst. Janett und ich lieben die Pott’sche Industriekultur und wollen uns deshalb die Jahrhunderthalle ansehen. Das wird vermutlich auch das Finale für uns, denn so langsam setzt die Müdigkeit ein.
Jetzt geht’s abwärts
Zählte die Jahrhunderthalle einst zu den größten Hüttenwerken der Region, ist sie heute wohl eine der coolsten Veranstaltungshallen. Leider können wir nur durch das “Foyer” spazieren, nicht jedoch in die Halle selbst schauen. Oder aber wir beißen in den sauren Apfel und lauschen eine viel zu lange Zeit dem Klavier-Marathon, der dort stattfindet. Als wir überlegen, ob wir vielleicht kurz in einer der Pausen hineinspinksen könnten, zieht ein Schild unsere Aufmerksamkeit auf sich: Zur Unterwelt-Tour.
In der nächsten halben Stunde bekommen wir einen kleinen Einblick in die Räumlichkeiten, in denen die Zwangsarbeiter schuften mussten. Einige Bereiche hinter Glasscheiben sind noch immer in dem gleichen Zustand wie nach Kriegsende: chaotische Schutthaufen. Die speziell für die Extraschicht installierte Beleuchtung verstärkt die unheimliche Stimmung. Janett und ich sind uns einig: Es lohnt sich auf jeden Fall, einmal die komplette Führung durch den Keller der Jahrhunderthalle zu buchen!
Am Ende der Führung bekommen wir dann auch noch unseren Blick in die Veranstaltungshalle, denn der Weg zum Ausgang führt quer hindurch, vorbei an andächtig lauschenden Klavierfans.
Während andere noch weiter durch den Pott streifen, geht für uns die Extraschicht gegen Mitternacht zu Ende und wir sind froh, dass wir nur nach Essen fahren müssen und uns dort in unser Hotelbett fallen lassen können.
Vielen Dank an den Ruhr Tourismus für die Bereitstellung eines Zimmers im Welcome Hotel Essen. Meine Meinung ist und bleibt wie immer meine eigene.
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