Wenn das Wetter auf einem Städtetrip nicht mitspielen will, dann kann man sich entweder ein nettes Café suchen und sich durch die lokalen Leckereien futtern oder man verlegt das Kulturprogramm durch einen Museumsbesuch nach drinnen. Auch an unserem ersten Tag in Tallinn war es kalt und usselig. Auf unserem Programm stand sowieso ein Besuch des Lennusadam Seaplane Harbour und so fiel die Entscheidung nicht schwer, das Erkunden der Altstadt ersteinmal zu verschieben. Obwohl sich das Wetter im Laufe unseres Tallinn-Aufenthalts etwas besserte, statteten wir auch dem KGB-Museum im Hotel Viru einen Besuch ab. Beide Museen waren sehr unterschiedlich, haben mir aber auch sehr gut gefallen. Deshalb möchte ich sie euch hier kurz vorstellen, denn vielleicht spielt auch bei eurem Tallinn-Besuch das Wetter mal nicht mit.
Lennusadam Seaplane Harbour
Das Estnische Maritim-Museum sieht schon von außen sehr cool aus, denn es ist im ehemaligen Wasserflugzeughangar untergebracht. Da von den Flugzeugen, die hier einmal gelagert und instandgesetzt wurden, leider keines mehr existiert, findet man in den grauen Betonhallen allerdings kein Flugzeug- sondern ein Schiffmuseum vor. Lediglich ein an der Decke hängendes Modell erinnert an die eigentliche Funktion des Hangars. Da die aufklappbaren Außenwände des Museums während unseres Besuchs geschlossen sind, ist es im Inneren schummrig, was dem Ganzen einen sehr interessanten Charme verleiht.
Das Museum ist in drei Bereiche geteilt: Über eine Brücke, die sich ein paar Meter über dem Boden durch die Halle schlängelt, erfährt der Besucher vieles über das, was sich auf der Wasseroberfläche abspielt; der untere Bereich der Halle widmet sich logischerweise der Unterwasserwelt; im Museumshafen können verschiedene Schiffe besucht werden.
Ich bin ein großer Fan von Mitmachmuseen und komme hier voll auf meine Kosten. Zum einen finde ich es unglaublich spannend, das U-Boot “Lembit” und weitere alte Schiffe, darunter auch ein Eisbrecher, von innen zu entdecken, zum anderen habe ich riesigen Spaß dabei, Dinge auszuprobieren und uniformiert vor einer Kamera zu posieren. Via VR-Brille ist es sogar möglich, beim Bau des Hangars dabei zu sein. Die Technik ist bereits so gut, dass ich, als ich virtuell auf dem Hallendach stehe, weiche Knie bekomme und die Brille absetzen muss.
Während unseres Tallinn-Besuchs widmet sich eine temporäre Ausstellung der Seenotrettung. Hier können wir einmal ganz entspannt eine Rettungsinsel besteigen und mein Mann testet eine Rettungsrutsche. Als ich vor einem ramponierten Rettungsboot der Estonia stehe und mir die Dokumentation der schrecklichen Schiffskatastrophe durchlese, bin ich ehrlich gesagt froh, dass ich die Strecke Stockholm – Tallinn bereits hinter mir habe und diesen Abend kein Schiff besteigen werde. Eine aufgestellte Tonne mit Eiswasser vermittelt dem Besucher, wie kalt die Estnische See ist und ich ziehe meinen Finger bereits nach einer Sekunde fröstelnd wieder aus dem Wasser. Damit möchte ich keine nähere Bekanntschaft machen!
Das Museum bietet interessante Inhalte, die spannend aufbereitet sind. Man kann hier durchaus mehrere Stunden verbringen. Auf keinen Fall sollte man vergessen, die Schiffe im Museumshafen zu erkunden. Auch das Museumscafé ist für eine kurze Verschnaufpause zu empfehlen. Weitere Infos mit immer aktuellen Preisen und Öffnungszeiten findet ihr hier.
KGB-Museum im Hotel Viru
Von außen ist das Hotel Viru einfach ein gewöhnliches Hochhaus mit Hotelbetrieb. Heute stimmen Schein und Sein sicherlich auch überein, doch das war nicht immer so. Während der Sowjetzeit hatten die Wände Ohren, dem Hotelpersonal war nicht zu trauen und im obersten Stockwerk gab es offiziell “rein gar nichts zu sehen”, denn dort saß der KGB. Die beiden Räume in der verbotenen Etage sind am Ende der Sowjetzeit von den KGB-Agenten zum Glück holterdipolter verlassen worden, so dass Interessierte heute einen spannenden Einblick in das, was damals im Hotel Viru vor sich ging, erhalten können.
Unser Guide führt uns mit teils erstaunlichen, teils witzigen Anekdoten durch die beiden KGB-Räume und in den Außenbereich, von dem man einen tollen Blick auf Tallinn hat. Sie zeigt uns speziell präparierte Telefone, Teller und Geldbörsen. Weder die Gäste noch große Teile des Hotelpersonals wussten, was sich hier oben abspielte. Einige besonders neugierige Bedienstete wurden in der Regel entlarvt und hatten somit keine andere Wahl, als sich dem KGB nützlich zu machen. Unter den Hotelgästen gab es aber natürlich auch einige besonders Pfiffige, die sich beispielsweise auf der Toilette sitzend über fehlendes Toilettenpapier beschwerten und deren Vermutungen dadurch bestätigt wurden, dass kurze Zeit später ein Hotelangestellter mit Toilettenpapier an der Zimmertür klopfte.
Ein Besuch des KGB-Museums ist nur mit einer Führung möglich, die sehr kurzweilig und durchaus zu empfehlen ist. Weitere Informationen, bspw. zu Eintrittspreisen und den angebotenen Touren findet ihr hier.
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