“Was?” fassungslos starre ich auf den Bildschirm vor mir. Fast kann ich ihn kichern hören. Schließlich behauptet er gerade, ich sei 52 Jahre alt. Während sich mein Freund im Hintergrund vor Lachen kringelt, verfluche ich den Computer, der mich aufgrund meiner Leistungen bei einem Gedächtnis- und einem Schnelligkeitstest um viele, viele Jahre altern ließ. Doch ich werde mir nicht gleich von der ersten Station in der DASA Arbeitsweltausstellung meinen Museumsbesuch in Dortmund vermiesen lassen. Eine der nächsten Stationen schafft es auch sogleich, mich zu besänftigen. Das Ergebnis des Krafttests: 19 Jahre.
Wiedersehen mit einem alten Bekannten
Die DASA Arbeitsweltausstellung besteht insgesamt aus zwölf Erlebnislandschaften, die sich jeweils einer Arbeitswelt von gestern, heute und morgen widmen. Da wir den rechten Eingang gewählt haben, machen wir erst einmal eine Zeitreise in die Vergangenheit und ich stehe einmal mehr vor einer Druckpresse.
Sind wir bisher kaum einer Menschenseele begegnet, treffen wir hier auf eine Kindergruppe, die sichtlich Spaß am Drucken hat. Bei dem Demonstrationsobjekt handelt es sich allerdings nicht um eine Gutenberg’sche Presse sondern um eine Rolle, auf die ein Blatt Papier gelegt wird. Anschließend wird sie durch ein kleines Kurbelrad über eine mit Farbe versehene Platte gerollt. So klappt das Drucken auf altmodische Art ganz ohne große Kraftanstrengung. Während die Kinderhorde weiter zieht, werfe ich noch einen Blick in die Setzkästen. Ich entdecke auch einen alten Stempel, mit dem man früher die Farbe auf den Satz aufgetragen hat. Sie waren aus Hundehaut, da diese porenfrei ist.
Dann folge ich aber doch neugierig der kleinen Gruppe und komme gerade rechtzeitig zum Start der Rotationsdruckmaschine von 1926. Dieser Arbeitsplatz ist mir eindeutig zu laut, da verkrümel ich mich lieber ein paar Meter weiter an einen der wuchtigen Holzschreibtische. Statt eines Computers finde ich hier eine Schreibmaschine vor. Gut, dass das heute nicht mehr so ist. Das wird mir auch jetzt beim Schreiben dieses Posts wieder bewusst: Text schreiben – Text lesen – Text wieder löschen…
Einfach mal alles von der Seele brüllen
In einer der weiter hinten gelegenen großen Hallen weckt sofort eine alte Straßenbahn mein Interesse. Wie für ein Mitmachmuseum üblich finde ich hier keine verschlossenen Türen oder Absperrketten vor. Also hüpfe ich die Holzstufen nach oben und muss sofort an die Cable Cars in San Francisco denken. Für ihr Alter sieht die Straßenbahn noch sehr gut aus. Ein richtig schickes Schmuckstück. Und ein tolles Fotomotiv.
Ein weiteres Highlight dieser Halle ist ein Raum, der Lautstärke in Zahlen ausdrücken kann. Zwei Jungs ziehen ihre Mutter ungeduldig genau dort hinein und geben gemeinsam so richtig Gas. Schon nach zwei Schreiattacken kommen sie ganz heiser wieder in die Halle zurück und sind mächtig stolz auf die hohe Zahl, die sie soeben verursacht haben. Solch einen Raum könnte ich auch manchmal gebrauchen. Nur sollte er dann besser schalldicht sein…
Nichts für Ungeduldige, also nichts für mich
Etwas widerwillig gleite ich mit meinen Händen in die viel zu großen Latexhandschuhe. Sie sind kalt und glatt und irgendwie unangenehm. Ich greife mir eine der kleinen Kunststofffläschchen, die in dem großen Glaskasten vor mir liegen und beginne, kleine bunte Perlen einzusammeln. Und das alles mit diesen übergroßen Handschuhen. Schnell wird mir klar, dass es Ewigkeiten dauern würde, eines der Fläschchen zu füllen. Während mir die bunten Perlen immer wieder aus der Hand springen statt im Gefäß zu landen, amüsiert sich mein Freund schon wieder über mich. Das hier ist definitiv keine Aufgabe für mich, dafür bin ich viel zu ungeduldig und mit so kleinem Fisselkram kann ich auch nicht umgehen. Wir haben trotzdem unseren Spaß.
Unser nächster Weg führt geradewegs in einen mir äußerst unheimlichen Raum: Ein Chemielabor. Oh man, wie habe ich dieses Fach verabscheut. Schnell erklimme ich die Stufen neben den Sitzreihen und erkunde den oberen Teil des Raumes. Dort wartet auch schon die nächste Herausforderung auf uns. Wir sollen den unterschiedlichen Waschmitteln die richtigen Bestandteile zuordnen. Gar nicht so einfach. Wusstet ihr beispielsweise, dass sie sogenannte Builder enthalten, die für die Wasserenthärtung sorgen?
Geschüttelt, nicht gerührt
Besonders viel Spaß hatten wir in der Ausstellungseinheit “Heilen und Pflegen”. Zwar entdecke ich hier zum ersten Mal die mir so unsympatischen Bitte-nicht-berühren-Schilder, doch das bedeutet nicht, dass man hier gar nichts darf. Neben verschiedenen Platten für Balanceübungen und einem Rudergerät finden wir auch zwei LKW-Sitze, auf denen sich gerade zwei Passagiere anschnallen. Während einer von beiden die Fahrt auf einem gut gefederten Sitz genießt und vergnügt am Geschwindigkeitsrad dreht, wird sein Mitfahrer ordentlich durchgeschüttelt – er fährt ohne Federung. Das müssen wir auch ausprobieren.
Zuerst muss mein Freund dran glauben. Noch habe ich gut lachen. Doch dann hat auch mein Stündchen geschlagen. Sobald ich meinen Gurt geschlossen habe, geht es los. Erst langsam, dann immer schneller. Ich kann nicht dagegen ankämpfen, durchgeschüttelt zu werden.
Tipps für einen Besuch der DASA Arbeitsweltausstellung
- Zum Museum kommt ihr ganz bequem vom Dortmunder HBF mit der S1. Von dort sind es zwei Stationen bis zur Haltestelle Dorstfeld-Süd.
- Am besten informiert ihr euch vor eurem Besuch über das Internet, wann welche Vorführungen in der DASA Arbeitsweltausstellung stattfinden. Einen entsprechenden Flyer erhaltet ihr aber auch vor Ort.
- An jedem ersten Sonntag im Monat darf der Flugsimulator kostenlos getestet werden.
- Lasst euch Zeit und macht auch mal eine Pause. Wir haben nur einen halben Tag in der Ausstellung verbracht, doch am Ende konnte ich einfach nichts mehr aufnehmen.
- Besitzer der RUHR.TOPCARD können die Ausstellung kostenlos besuchen. Auch eine Garderobe steht kostenlos zur Verfügung.
Vielen Dank an den Ruhr Tourismus für die Bereitstellung der RUHR.TOPCARD. Meine Meinung ist und bleibt wie immer meine eigene.