Ein Tag, der mit Sonnenschein beginnt, kann nur ein guter Tag werden. Heute werde ich sogar von der Sonne geweckt, denn sie scheint durch das Dachfenster unserer alten Bullidame und sorgt schon jetzt dafür, dass es in unserer Schlafkoje im Hochdach richtig warm wird. Es ist also Zeit, aufzustehen und in den Tag zu starten. Also schwinge ich mich nach unten und werfe den Gasherd an, um Kaffee, Tee und Eier zu kochen. Bei dem schönen Wetter wird natürlich draußen gefrühstückt.
Nach dem Frühstück schwingen wir uns auf die Räder und machen uns auf den Weg in Lübecks Zentrum. Vom Campingplatz Lübeck-Schönböcken brauchen wir gute 15 Minuten bis zum Holstentor, wo wir unsere Räder anschließen, um die Stadt zu Fuß zu erkunden. Als erstes schauen wir bei der St. Petri Kirche vorbei, von deren Turm man einen schönen Blick auf die Stadt haben soll. Da wir dort jedoch eine Menschenschlange vorfinden und keine Lust auf langes Anstehen haben, spazieren wir weiter und lassen uns durch die Altstadt treiben.
Wir bewundern die alten Bauten, die den Markt umgeben, schauen beim Buddenbrookhaus vorbei und besuchen die Astronomische Uhr in der Marienkirche. Vor eben dieser Kirche treffen wir auf den Teufel höchstpersönlich, den ich mir gar nicht so klein und niedlich vorgestellt habe. Für ein paar Fotos steht er gerne zur Verfügung. Nach dem teuflischen Fotoshooting geht es weiter bis zum nördlichen Zipfel der Altstadtinsel. Falls es euch mal hierhin verschlägt, kann ich euch nur empfehlen, das Europäische Hansemuseum zu besuchen. Wir haben dort während unseres letzten Lübeckbesuchs einige Stunden verbracht und sind begeistert. Heute nutzen wir nur die Bänke im Hof für eine kleine Trink- und Orientierungspause.
So langsam verspüre ich ein Hüngerchen; also entscheiden wir, uns ein Stück Kuchen bei UTER zu gönnen. Die kleine, stylishe Konditoreibar ist mir sowohl in einem TV-Beitrag über Lübeck als auch von Bekannten meines Schwagers empfohlen worden. Kann also nicht so ganz verkehrt sein. Die Fleischhauerstraße liegt im Osten der Altstadt und ist scheinbar ziemlich beliebt. Vor den vielen kleinen Café, Restaurants und Bars ist kaum noch ein Stuhl frei. Wir haben Glück und ergattern den letzten freien Tisch vor der Konditoreibar UTER. Direkt gegenüber befindet sich die Eisdiele Soulmade Eis, die ebenfalls sehr gut sein soll. Doch kommen wir zurück zum Kuchen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich bei UTER die beste Rumkugel hatte, die ich je gegessen habe. Auch mein Mann ist mit seinem Kuchen mehr als zufrieden. Die Törtchen und Kuchen werden mit viel Liebe und Geschick direkt in der Konditoreibar hergestellt. Nach eigenen Angaben wechselt das Angebot täglich, es gibt aber wohl auch ein paar Dauerbrenner. So wurde beispielsweise die bekannte Lübecker Nusstorte neu definiert und in eine Törtchenform gebracht.
Nach dieser leckeren Zwischenmahlzeit erkunden wir den Süden der Altstadt. Dabei schauen wir auch in einige hübsche Hinterhöfe, deren (Ein)Gänge man nur entdeckt, wenn man aufmerksam die schönen, alten Häuserfassaden betrachtet. Und keine Scheu: Wenn die Tore offen sind, darf man gerne einen Blick in die Höfe und Gärten werfen. Ganz im Süden befindet sich der Dom, den wir einmal umrunden. Anschließend schlagen wir den Weg zurück Richtung Norden ein und bummeln durch die Hüxstraße, in der sich kleine Geschäfte und Bars aneinander reihen. Vor einem der Shops bleibe ich stehen und betrachte die tollen 50er-Jahre-Kleider. Doch dabei bleibt es nicht, ich muss mir diesen Laden von innen anschauen. Kurze Zeit später komme ich mit einem Oberteil, einer Tasche und einem Lächeln im Gesicht wieder raus. Wer klamottentechnisch auf die 50er und 60er steht, sollte in der Retro Boutique Vintage Vogue auf jeden Fall mal vorbei schauen.
Am östlichen Ende der Hüxstraße treffen wir auf die Trave, von der Lübecks Altstadt umflossen wird. Wir entscheiden uns dafür, den Trubel im Zentrum für eine Weile hinter uns zu lassen und einen Spaziergang am Wasser entlang zu machen. So bekommt man noch mal einen ganz anderen Blick auf Lübeck und seine hübschen Hansehäuser. Immer wieder paddeln Menschen in Kanus oder auf SUPs an uns vorbei und wir entdecken auch vielen Elektroboote, die man mieten kann. Leider ist für heute keine Buchung mehr möglich, sonst hätten wir auch noch eine Runde auf der Trave gedreht. Stattdessen spazieren wir zum alten Hafen, wo sich mittlerweile Medienunternehmen, Kunstschaffende und Bars angesiedelt haben. Ich mag solche ehemaligen Industrieorte, die zu neuem Leben erweckt werden. Im Strandsalon findet heute Abend eine Party statt und gerade laufen die letzten Proben. Statt also mit den Füßen im Sand ein Kaltgetränk zu uns zu nehmen, steuern wir das Fangfrisch auf dem gegenüberliegenden Ufer an.
Auch das Fangfrisch ist wieder eine Empfehlung des TV-Beitrags und der Bekannten meines Schwagers. Da die erste Empfehlung schon ein Volltreffer war und wir gerne Fisch essen, kann auch das Abendessen nur gut werden. Und so ist es auch. Wir genießen einen Lachsburger, den Backfisch und das hauseigene Bier. Danach schlendern wir pappsatt noch ein wenig durch Lübecks Gassen und beenden diesen schönen Tag schließlich im Dietrich’s. Ihr ahnt es schon: Es handelt sich auch hierbei um eine Empfehlung aus dem TV.
Wie früher am Tag im UTER ergattern wir hier den letzten freien Tisch im Außenbereich. Was wir trinken werden, steht definitiv fest: Die KöniGIN der Hanse. Dieser Gin wurde 2018 zum 875sten Stadtjubiläum entwickelt und schmeckt natürlich nach Marzipan. Während ich den Gin klassisch mit Tonic und Orangenschale bestelle, ist mein Mann experimentierfreudiger und entscheidet sich für ein Kaffeetonic und Mandeln im Gin. Prost, auf einen tollen Tag im schönen Lübeck!