Der Grund für meinen Besuch des kleinen Örtchens Haguenau im Elsass war die Ausstellung “Haguenau, der Traum einer Reise”, die im Rahmen des 900sten Geburtstags der Stadt einen Einblick in die Entwicklung der Koffer seit dem 18ten Jahrhundert gibt. Ich kann nur noch einmal betonen, dass sich diese “Zeitreise” wirklich gelohnt hat. Ob sich generell ein Besuch der Stadt Haguenau lohnt, davon könnt ihr euch in meinem Video ein Bild macht. Außerdem möchte ich euch auch ein paar allgemeine Informationen sowie zwei Restaurant-Tipps geben.
Hinkommen
Wenn ihr wie ich mit dem Zug anreist, werdet ihr höchstwahrscheinlich in Straßburg umsteigen. Hier hat mich erst einmal ganz kurz das System der Gleisnummerierung verwirrt. Einige Bahnsteige verbinden nämlich gleich drei Gleise miteinander: In der Mitte des Bahnsteigs gibt es ein Durchfahrtsgleis und an den Enden jeweils ein Kopfgleis. So ist man schon mal eine Ewigkeit von einem Ende zum anderen unterwegs. Wenn ihr dann aber im richtigen Zug sitzt, dauert es etwa noch eine halbe Stunde, bis ihr in Haguenau ankommt.
Mit dem Auto erreicht ihr Haguenau über die Departement-Straßen 263 und 1062.
Ein paar Fakten
Als Haguenau Anfang des 12ten Jahrhunderts entstand, floss noch die Moder durch den Ort und bildete eine kleine Insel, auf der eine Burg errichtet wurde. Die Stadt wuchs und wuchs und Barbarossa fühlte sich hier so wohl, dass er sie zu seinem ganz persönlichen Lieblingssitz ernannte.
Leider kann man als Besucher heute keine typische Altstadt besichtigen, weil Ludwig XIV den Befehl gab, ganz Haguenau zu verbrennen. Die Stadt bzw. die Region war ihm nicht französisch genug. Kein Wunder, schließlich erlebte das Elsass ein stetiges Hin und Her zwischen Frankreich und Deutschland. Als der Sonnenkönig regierte, sprach dort so gut wie niemand Französisch. Das ist heute anders, nur wenige können heute noch Elsässisch, das lange Zeit die Muttersprache der Bevölkerung war; Französisch lernte man damals erst in der Schule.
Auch die Häuser aus dem 18ten Jahrhundert, von denen es noch einige im Stadtkern gibt, sind sowohl von französischen als auch deutschen Einflüssen geprägt worden. Die Moder ist vor langer Zeit kanalisiert worden und verläuft größtenteils unterirdisch.
Museen
Ich habe mir in Haguenau neben der Kofferausstellung eine Fotoausstellung im ehemaligen Frauengefängnis der Stadt angesehen. Sie befindet sich im ersten Stock der heutigen Mediathek und kostet keinen Eintritt. Die Fotos zeigen das Leben der Insassinnen und die ehemaligen Gebäude. Sehr beeindruckend. Schade, dass aus dem Gefängnis kein Museum gemacht worden ist, das wäre sicherlich auch interessant.
Das Historische Museum zeigt die Geschichte von Haguenau auf drei Etagen. Hier haben mich aber weniger die hinter Glas aufgereihten Ausstellungsstücke als vielmehr das Gebäude selbst beeindruckt. Jeder Raum hat seinen ganz eigenen Charme.
Auch das Elsässische Museum konnte mich nicht wirklich überzeugen. Hier finde ich es vor allem sehr schade, dass die Ausstellungsgegenstände nur auf Französisch und nicht auch auf Elsässisch beschriftet sind.
Ob Museen gefallen oder nicht, ist natürlich immer Geschmackssache. Ich persönlich mag interaktive, erlebbare Museen sehr gerne. Ausstellungsstücke in Glasvitrinen langweilen mich eher.
Restaurants
Viele Restaurants gibt es direkt im Stadtkern nicht, aber ich habe ein paar Tipps bekommen, wo ich die Elsässer Küche testen kann. Und das habe ich in zwei Restaurants, die ich euch kurz vorstellen möchte, auch getan. Eine Anmerkung vorweg: In Haguenau und insbesondere in den Restaurants ist man nicht wirklich auf Touristen bzw. nur auf französische Touristen eingestellt. Ein Restaurantbesuch kann sich also schon mal schwierig gestalten, ist aber machbar.
Am ersten Abend habe ich das Le Tigre besucht. Leider musste ich mich trotz strahlendem Sonnenschein nach drinnen setzen, weil draußen keine Speisen ausgegeben werden. Sehr schade. Also habe ich mich an einen der Tische mit karierter Tischdecke gesetzt und erneut eine Karte auf Englisch geordert. Die Übersetzungen waren nicht immer sorgsam durchgeführt, trotzdem fand ich schnell etwas: Ein Flammkuchen sollte es sein. Das Personal war sehr freundlich, ich musste nicht lange auf mein Essen warten und geschmacklich ist der Flammkuchen im Le Tigre auf jeden Fall zu empfehlen.
Im L’Ancienne Douane war es schon recht voll, aber ich hatte Glück und ergatterte noch einen Tisch. Eine Karte gab es leider nur auf Französisch, aber eine der jungen Damen konnte ein wenig Deutsch und half mir bei der Auswahl eines Gerichts. Dieses Mal entschied ich mich für einen Burger Elsässer Art – ein Hamburger mit einer dünnen Scheibe Schweinebraten, Senf und Käse. Dazu gab es Fritten und Salat. Letzteren rührte ich erst gar nicht an und auch die Fritten konnte ich nicht alle essen, die Portion war wirklich üppig. Auch hier waren wieder alle sehr freundlich und das Essen war super lecker.
https://www.youtube.com/watch?v=OhiNtmzLGiE
Fazit
Haguenau bietet sich meiner Meinung nach für einen Tagesausflug an, z.B. von Straßburg aus. Es ist aber auch ein perfektes Ziel für alle, die ein erholsames Wochenende in einem nicht von Touristen überrannten Ort verbringen möchten. Am besten recherchiert ihr vorher, was in dem Ort so los ist, denn ich habe mir sagen lassen, dass der aktuelle Bürgermeister viel auf die Beine stellt.
Irgendwas ist hier immer los!
Französischkenntnisse sind auf jeden Fall von Vorteil, aber auch mit einer Mischung aus Deutsch und Englisch kommt man irgendwie zurecht.
Noch ein Tipp zum Schluss: Haguenau hat ein gut ausgebautes Fahrradwegenetz und direkt hinter dem Ort beginnt die Natur. Die Stadt bietet sich also bestimmt auch als Ausgangspunkt für Radtouren und Wanderungen an.
Vielen Dank an das Fremdenverkehrsamt Haguenau, die Wirtschafts- und Tourismusförderung Elsass sowie Atout France für die Einladung nach Haguenau. Meine Meinung ist wie immer meine eigene.