„Het volgende station is Valkenburg“, tönt es aus den Lautsprechern des Stoptrein. Ein Blick in den Himmel verrät mir, dass ich gleich bestimmt meinen Schirm aufspannen muss. Also hole ich ihn zusammen mit meiner Wegbeschreibung aus dem Rucksack. Einmal links, zweimal rechts und wieder links. Danach geht es nur noch geradeaus. Ich habe mehr als genug Zeit und kann in Ruhe an den Restaurants vorbei spazieren, die zu Beginn noch meinen Weg flankieren. Kurz darauf tauchen zu meiner Rechten Wohnhäuser auf, während sich links von mir Radfahrer die Straße hinauf quälen. Ich passiere die Fluweelengrotte, die ich bereits 2013 besucht habe und komme auch an einem Bergwerksmuseum vorbei: Steenkolenmijn – De allerlaatste in Nederland! Plötzlich endet der geteerte Fußgängerweg und geht in einen Kiesweg über. Ich werfe einen Blick auf meine Karte. Scheinbar bin ich noch auf dem richtigen Weg. Als ich die Hügelkuppe erreiche, kann ich zwei Fahnen vor einem kleinen Häuschen erkennen. Mich trennen nur noch wenige Meter vom Eingang zu meinem heutigen Abenteuer: Grottenbiken in Valkenburg.
Irgendwie hatte ich etwas anderes erwartet, etwas Größeres… In dem kleinen Steinhaus begrüßen mich Danielle und Roy freundlich. Neben dem Tresen, an dem beide stehen, entdecke ich einen Getränkeautomaten, die Türen zu den Toiletten und eine Wendeltreppe. Während Danielle immer wieder die eingehenden Anrufe entgegennimmt, erzählt mir ihr Kollege, was mich gleich erwartet und plaudert ein wenig mit mir. Interessiert fragt er mich, wo ich herkomme, was ich da so mache und ob ich Niederländisch verstehe. „Een beetje!“ antworte ich, was meinen Gesprächspartner sichtlich freut.
Nach und nach trudeln immer mehr Menschen jeden Alters ein. Da es begonnen hat zu regnen, wird es recht eng in dem kleinen Häuschen. Die Gruppen werden kurz von Roy gebrieft und verschwinden dann über die Wendeltreppe in der Tiefe. Als letztes ist meine Gruppe an der Reihe. Sie besteht aus acht Niederländern mittleren Alters und mir. Als die Herren erfahren, dass ich der Grund für eine niederländisch-englische Führung bin, fragen sie lachend nach, ob wir dann auch links fahren müssen. Schnell kläre ich sie auf, dass ich nicht aus England komme und doch lieber rechts fahren möchte.
Am Ende der Wendeltreppe, über die wir 20 Meter in die Tiefe gelangen, erwartet uns eine Treppe aus Mergel. Wir sind also nun in der Grotte angelangt und legen weitere 20 Höhenmeter bis in den Wartebereich zurück. Ich bin erstaunt, wie riesig und verzweigt dieser ist. Wer hätte gedacht, dass wir durch ein kleines Loch in einem kleinen Häuschen in ein so großes Höhlensystem einsteigen würden? Ich jedenfalls bin schon jetzt begeistert und freue mich auf das Erkunden der Grotte met de fiets.
Wir müssen nicht lange auf unseren Guide warten. Auch Jasper erläutert der Gruppe noch einmal, dass er heute Niederländisch und Englisch sprechen wird. Anschließend zählt er die Anwesenden und bittet mich, ihm zu folgen. Wir betreten eine Art Grottenbüro, wo wir gemeinsam die Personenanzahl und die Uhrzeit in eine Liste eintragen. Anschließend geht es zu den Rädern. Dort erwartet uns Carolin, die unsere Gruppe gemeinsam mit Jasper durch die Grotte führen wird. Nach einer ausführlichen Sicherheitsanweisung, präparieren wir uns alle mit Haarnetz und Helm, stellen den Sattel unseres Mountainbikes ein und schalten die Lampen ein. Und los geht’s.
Am Anfang taste ich mich eher vorsichtig um jede Kurve und bremse lieber einmal zu viel als zu wenig. Doch schon nach kurzer Zeit werde ich mutiger. Jasper legt auch ein gutes Tempo vor und das ein oder andere Mal denke ich, dass ich die drei vor mir Fahrenden verloren habe. Auf geraden Stücken hole ich sie dann aber schnell wieder ein. Immer wieder ruft Jasper den Namen des letzten in der Reihe. Wir geben den Namen von vorne nach hinten durch und tragen in umgekehrter Reihenfolge ein „Compleet!“ zu Japser zurück. So sichert er sich ab, dass wir niemanden verloren haben. Apropos verlieren: Beim Flitzen durch die kurvenreichen Gänge verliere ich schon bald jegliches Orts- und Zeitgefühl.
Unsere „stille Post“ funktioniert nicht nur mit dem Namen des Letzten in der Reihe. Hängt die Decke besonders tief, heißt es „Bukken!“ und auch wenn wir absteigen sollen, spielen wir Jaspers Echo und rufen „Afstappen!“ Dann folgen entweder Informationen über die Höhle oder ein kurzes Stück sehr enger Tunnel, durch den wir unsere Räder schieben müssen. „Jessica, I like the way you say afstappen!“ Aha, wie er das wohl jetzt meint? Zum Nachdenken bleibt keine Zeit, weiter geht der wilde Ritt durch die Dunkelheit.
Als wir unsere Mountainbikes wieder am Ausgangspunkt geparkt, die Helme abgesetzt und Erinnerungsfotos geschossen haben, zeigt uns Jasper auf einer Karte die Route, die wir in den letzten 50 Minuten entlang gefahren sind. Unglaublich, wie weitläufig die Grotte und wie lang unsere Route ist. Wie gesagt, dort unten verliert man schnell das Gefühl für Raum und Zeit. Jasper zählt wieder durch und trägt die Anzahl der Teilnehmer sowie die aktuelle Uhrzeit in die Liste ein. Danach folgt der wohl anstrengendste Teil des Abenteuers: 40 Meter treppauf. Ich reihe mich als letztes in die Menschenschlange, die keuchend nach oben steigt. Am Ende der Wendeltreppe erwarten mich Danielle und Roy. Grinsend fragen sie mich, wie es war. Toll wars!
Vielen Dank an ASP adventure, die mich zum Grottenbiken nach Valkenburg eingeladen haben. Meine Meinung ist wie immer meine eigene.
Sehr abgefahren! Was es nicht so alles gibt. Danke für’s Entführen in die Unterwelt. ;)
Sehr gerne, kann ich nur empfehlen! :-)
Ja wirklich was es nicht alles gibt. Aber sehr cool :)
Grottenbiken! Das klingt wirklich cool. Das will ich auch mal machen. Toller Artikel darüber, so lebendig geschrieben!
Ich war auch schon mal in Valkenburg. Da hat es mir sehr gut gefallen. Das Höhlensystem ist wirklich faszinierend.
Viele Grüße, Meike
Vielen Dank!
Ja, unbedingt mal machen!!! :-)
Liebe Grüße
Jessi
Das hört sich ja nach extrem “anders reisen” an. Kannte ich bisher gar nicht, sehr spannende Sache! Gottseidank hast Du Dich überall rechtzeitig “gebukkt” und bist wieder heil zurückgekommen. :-)
Ja, spannend war es auf jeden Fall! Und es hat tierisch viel Spaß gemacht. Einige sind tatsächlich hin und wieder mit dem Helm an die Decke gestoßen… ;-)
Solange sie nicht abgeworfen wurden. ;-)
Ich habe das zweimal gemacht. Einmal zu zweit in größerer Truppe und einmal mit dem ganzen Team. Macht riesig Spaß. Man sollte aber weder Platzangst noch Angst im Dunkeln haben.
Ja, das stimmt! Obwohl ich beides ein ganz kleines bisschen habe… Der Spaß war wohl größer! :-)