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Warum ich im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven plötzlich seekrank wurde

Gespannt stehe ich mit meinem Boarding-Pass und einigen weiteren Besuchern im ersten Raum des Deutschen Auswandererhauses Bremerhaven. Noch lauschen wir der Stimme aus dem Off, die uns die wichtigsten Fakten über Bremerhaven als Auswandererort schildert. Was sich wohl hinter der gegenüberliegenden Tür verbirgt? Kaum habe ich den Gedanken beendet, verhallen die letzten Worte der Stimme aus dem Off und die Tür öffnet sich. Die Museumsbesucher schieben sich im Pulk nach draußen und ich folge Ihnen eine dunkle Holztreppe hinauf in eine andere, längst vergangene Zeit. Die Szene, in die ich nun eintauche, zieht mich sofort in ihren Bann und auch den anderen Besuchern scheint es so zu gehen. Die Gespräche verstummen, die Bewegungen werden langsamer, fast andächtig.

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Dicht gedrängt stehen die Auswanderer am Kai und blicken etwas verängstigt auf das große Schiff vor ihnen, das sie in eine  ungewisse Zukunft bringen wird. Die Menschen, die sich hier versammelt haben, verlassen ihre Heimat aus unterschiedlichen Gründen. Manche von ihnen werden Deutschland und ihre Familien womöglich nie wieder sehen. Ich verspüre einen Kloß im Hals, denn diese Thematik ist aktueller denn je. Das dämmrige Licht und die flüsternden, verängstigten Worte der Auswanderer verstärken mein Mitgefühl. Schon jetzt bin ich von dem Museum mehr als begeistert.

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Bevor auch wir das Schiff nach New York betreten, erfahren wir im nächsten Raum einiges über die jeweilige Person, die wir auf ihrer Reise begleiten werden. An der Kasse haben wir den Boarding-Pass eines zufällig gewählten Auswanderers sowie eine elektronische Karte erhalten. An den verschiedenen Stationen können wir so der Geschichte dieser Menschen lauschen. Das tolle: Es handelt sich nicht um Fiktion, sondern um reale Geschichten von Menschen, die voller Hoffnung alles hinter sich ließen, um an einem besseren Ort zu leben.

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Dann besteigen auch wir das Schiff nach New York. Die unterschiedlichen Räume zeigen uns, wie sich die Schiffe, mit denen die Auswanderer unterwegs waren, über die Jahrzehnte verändert haben. Zunächst finden wir uns in einem sehr dunklen, engen Raum wieder. Es riecht muffig und den Geräuschen nach zu urteilen übergibt sich irgendwo ein Passagier. Durch ein Bullauge kann ich den Wellengang beobachten. Und da passiert es: Die Umgebung ist so gut gestaltet, dass ich mir tatsächlich einbilde, das “Schiff” würde schaukeln. Die muffige Umgebung macht es nicht besser und mir wird tatsächlich etwas mulmig. Mit jedem Raum wird die Umgebung heller, freundicher und luxuriöser. Auch mein Magen gewöhnt sich mehr und mehr an “das Schiff”. Trotzdem bin ich froh, als wir schließlich in New York ankommen und wieder festen Boden unter den Füßen haben.

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Endlich in der neuen Welt angekommen, ist das Bangen und Hoffen noch längst nicht vorbei. Denn jetzt wird sich zeigen, ob wir den Einbürgerungstest auf Ellis Island bestehen und in die USA einreisen dürfen. Der Raum erinnert mich mit seinen Gitterwänden ein wenig an eine andere US-amerikanische Insel vor einer großen Stadt: Alcatraz. Endlich sind wir an der Reihe. Statt eines mürrischen Beamten befragt uns ein Computer. Innerhalb kürzester Zeit müssen wir mehr oder weniger persönliche Fragen beantworten. Wir schaffen es und dürfen einreisen.

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Schon bald landen wir mitten in New York – in der Central Station. Hier erfahren wir, was aus unseren Auswanderern geworden ist. Haben sie ihr großes Glück gefunden oder mussten sie weitere Schicksalsschläge hinnehmen?

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Das Auswandererhaus beschäftigt sich in einem weiteren Gebäudeteil auch noch mit der Einwanderungsgeschichte, die ebenfalls spannend aber nicht so umfangreich wie der Auswandererteil ist. Weitere, immer aktuelle Infos, zum Museum findet ihr hier.

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6 Kommentare

  1. Ich dachte fast du führest tatsächlch nach NewYork :-). Nein im Ernst, schöner und vor allem lebendeiger Museumsbericht. Letztens ist mir mit einer 3DBrille komisch geworden und ich kann nachvollziehen, wie die Darstellung auf dich gewirkt haben muß.
    Sollte ich jemals in Bremerhaven sein, ich merke mir das Auswanderer Haus.

    LG Michael

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