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Warum ich in Attendorn plötzlich einer Öcher Straßenlaterne gegenüber stehe

Spätestens als mir Dieter Auert eine Tafel Schokolade in die Hand drückt, hat mich der charmante Herr mittleren Alters (knapp über 80 Jahre jung) für sich gewonnen. Das Bild auf dem süßen Geschenk zeigt ihn als Nachtwächter. Heute ist Dieter Auert mit mir und meiner Begleitung in seiner zweiten Paraderolle – de Karl – in Attendorn unterwegs. Schließlich ist es helllichter Tag, da wäre ein Nachtwächter fehl am Platz. De Karl trägt eine alte Tracht in blau, rot und weiß, dazu einen Krückstock. Bevor wir mit ihm durch das Sauerländer Städtchen Attendorn spazieren, erzählt er uns erst einmal die Sage von Königin Atta.

de Karl (1 von 1)

Auf unserem Weg durch die hübschen Gassen von Attendorn grüßt Dieter Auert gefühlt jeden, dem wir über den Weg laufen, und kennt auch noch ihre Namen. Kein Wunder: Er fällt schon auf und das nicht nur durch sein Äußeres. Auch seine kecke, humorvolle Art ist sicher eine gute Voraussetzung, Bekanntschaften zu machen. So kommen wir auch in den Genuss einer kleinen Tour durch eines der vielen Fachwerkhäuser. Es wird zurzeit von einem Attendorner mit viel Liebe zum Detail saniert. Da können meine Begleitung und ich nur staunen, erst recht, als man uns den kleinen aber feinen Weinkeller vorführt. Natürlich gehört so etwas nicht zur Standardführung mit de Karl, aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, weicht Dieter Auert auch mal gerne von der Norm ab.

Fachwerkhaus Attendorn (1 von 1)

Fachwerkhaus Attendorn 2 (1 von 1)

“Als in Attendorn der letzte große Stadtbrand wütete, hat das Feuer diese Straße hier scheinbar vergessen”, erzählt uns Dieter Auert als wir fragend vor einem Straßenschild stehen – Vergessene Straße. Wie in vielen Städten, haben die Attendorner mehrfach mit ansehen müssen, wie der Feuerteufel ihre Häuser niederbrannte. Dabei hatten sie doch ein solch ausgeklügeltes System: Die Stadt ist etwas abschüssig und so konnten bei Bedarf “Stöpsel” aus der Stadtmauer entfernt und das Wasser aus dem höhergelegenen Löschteich in die Stadt geleitet werden. Es bahnte sich dann seinen Weg durch die Straßen und floss auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinaus.

Vergessene Straße (1 von 1)

Kleinstadtidyll (1 von 1)

In der Fußgängerzone macht uns Dieter Auert auf die Straßenlaternen aufmerksam und berichtet, dass der Attendorner Bürgermeister die Innenstadt in den 80er Jahren attraktiver gestalten wollte. Zu dieser Zeit tauschten gerade viele Städte ihre Straßenlaternen aus und er setzte sich in den Kopf, aus möglichst vielen Städten alte Laternen für Attendorn zusammen zu sammeln. Also schrieb er die unterschiedlichsten Städte an und bekam tatsächlich positive Rückmeldungen. Seitdem säumen diese Laternen die Fußgängerzone Attendorns und keine gleicht der anderen. Als ich erzähle, dass ich in Aachen wohne, hat Dieter Auert sogleich die passende Laterne für mich im Angebot.

Öcher Laterne (1 von 1)

Auch an der Pfarrkirche St. Johannes Baptist hat unser Stadtführer eine einmalige Geschichte für uns. Zu Ostern werden in Attendorn unzählige Ostersemmeln gebacken, die sich die Bewohner am Karsamstag segnen lassen. Es soll sogar Attendorner geben, die sich diese Semmeln ins Exil schicken lassen und am Karsamstag Richtung Attendorn aus dem Fenster halten. Doch damit nicht genug. Vier Osterfeuervereine messen sich darin, wer den größten Baum für sein Feuer schlägt. Anschließend werden die vier Feuer auf vier Hügeln entzündet. Mit dem Osterkanon auf den Lippen ziehen die Gruppen dann in einer großen Prozession zur Pfarrkirche. Da es eine vorgegebene Reihenfolge gibt, in der die Vereine in das Gotteshaus einziehen, wandern die Gruppen schon mal eine ganze Weile im Kreis um die Kirche bis sie an der Reihe sind.

Attendorn ist wichtig (1 von 1)

Südsauerlandmuseum (1 von 1)

Ich könnte Dieter Auert noch stundenlang beim Geschichtenerzählen zuhören. Zum Glück begleitet er uns noch ins Südsauerlandmuseum, wo er uns gemeinsam mit Peter Höffer allerlei Dönekes erzählt. Aber das ist eine andere Geschichte…

Atta-Sage (1 von 1)

Vielen Dank an den Sauerland-Tourismus für die Einladung ins Sauerland sowie an die Hansestadt Attendorn für die Möglichkeit, mit de Karl durch die Stadt zu ziehen. Mein besonderer Dank gilt Dieter Auert für die humorvolle und spannende Führung durch Attendorn. Außerdem möchte ich Anna Galon für die tolle Zeit im Sauerland danken. Meine Meinung ist wie immer meine eigene.

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